Spiritualität als Kraftquelle im Arbeitsalltag

Das Dominikus-Ringeisen-Werk bietet seinen Mitarbeitenden Möglichkeiten zum Kraft tanken – Peter Betscher hat diese Angebote 20 Jahre lang begleitet

 

Datum: 09. Dezember 2025, 15:20 Uhr
Peter Betscher sagt "Servus". Für Mitarbeitende und Menschen mit Behinderung im Dominikus-Ringeisen-Werk war er ein geschätzter Ansprechpartner
Abschiedsgottesdienst für Peter Betscher in der Kapelle St. Maria in Ursberg
Abschiedsgottesdienst für Peter Betscher in der Kapelle St. Maria in Ursberg
Kalte Füße gab es mit Peter Betscher allenfalls bei seinen Spaziergängen, hier mit Mitarbeitenden des Dominikus-Ringeisen-Werks im Rahmen der Fastenexerzitien.
Bergexerzitien: Sport und Spiritualität

Ursberg / 9. Dezember 2025 / Wo Menschen für andere da sind, braucht es Räume der Stärkung und Orte zum Kraft tanken. Im Dominikus-Ringeisen-Werk, wo sich rund 5.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um 6.000 Menschen mit Behinderung kümmern, gibt es deshalb vielfältige spirituelle und sportliche Angebote. Peter Betscher, Theologe, Psychotherapeut und Begründer des Ethikrates im DRW, hat dieses Angebot 20 Jahre lang geleitet. Jetzt geht der Leiter der Stabstelle Seelsorge, Ethik und Pastoral in den Vorruhestand. 

Die Bücherwand erstreckt sich fast über die gesamte Länge des Raumes. Bücher, Nippes, Erinnerungsstücke und ein flauschiges Kuscheltier machen den Eindruck eines behaglichen aber wohlorganisierten Durcheinanders komplett. Vier dunkelblaue Clubsessel gruppieren sich um einen quadratischen Glastisch. Ein einladender Raum für Einzelgespräche, wie sie Peter Betscher anbietet und wie sie von den Mitarbeitenden des DRW auch gerne angenommen werden. Ein Raum aber auch, von dem aus er immer wieder aufgebrochen ist zu seinen gut besuchten Exerzitien, Pilgerfahrten und Einkehrtagen. „Durchschnaufangebote“, wie er sie nennt, mit dem Ziel, die Teilnehmenden in ihrer aktuellen Lebenssituation abzuholen und sie dabei zu begleiten, ihre eigene Spiritualität und Religiosität wieder zu entdecken. „Mich freut, dass wir so gut gefragt sind“, bekennt er. „Kirche und Glaube werden in der Öffentlichkeit aktuell sehr kontrovers wahrgenommen. Da ist es doppelt schön zu sehen, dass unsere seelsorgerischen Angebote im DRW gleichbleibend hohen Zustrom verzeichnen.“ 

In seinen Selbstfürsorge-Seminaren gelingt es Peter Betscher ganz natürlich, die Herausforderungen von Pflege und Care-Arbeit im sozialen Bereich mit einer Spiritualität zu verweben, die mitten im Alltag ansetzt. Ganz selbstverständlich bringt er biblische Geschichten wie die von David und Goliath mit der trotzigen Überlebenshymne „I will Survive“ von Gloria Gaynor in einen Kontext. So in die Gegenwart geholt, wird David zum Bruder im Geiste. Gleich ihm möchte man widrigsten Umständen die Stirn bieten und künftig alle Schwierigkeiten siegreich bewältigen. So gestärkt werden die Seminarteilnehmer in den Alltag entlassen. „Der Abschied fällt mir schon schwer“, gibt Peter Betscher zu. „Meine Stelle gab es vorher ja noch gar nicht. Es war meine Freiheit, diese mit Leben zu füllen. Insgesamt kann man sagen, dass wir gut aufgestellt sind – und das bei rund 5.500 Mitarbeitenden. Da muss die Quantität und die Qualität stimmen.“ 

Bei dem breiten Angebot an Sport- Schweige-, Berg-, Bogenschieß- und Fastenexerzitien kann jeder und jede den Impuls finden, der die eigene Spiritualität wachsen lässt. Von Einrichtungen aus Unterfranken bis ins Oberallgäu reichen die Anmeldungen sowohl bei den Exerzitien als auch bei den Pilgerreisen nach Rom, Assisi oder ins Heilige Land. „Für mich ist es ein Erfolg, wenn die Menschen erkennen, ´der Glaube hat etwas mit meinem eigenen Leben zu tun´“, sagt Peter Betscher.  Auch der Ethikrat entstand unter seiner Leitung auf Anregung des damaligen geistlichen Leiters des DRW, Walter Merkt. Später kam der Ethik Beirat, bestehend aus Klienten des DRW, hinzu. 

Auch wenn Peter Betscher sich erst Ende Februar in den Vorruhestand verabschiedet, der Abschiedsgottesdienst in der voll besetzten Kapelle St. Maria zeigte, wie sehr er auch von den Bewohnerinnen und Bewohnern des DRW geliebt und geschätzt wird. Martin Riß, Vorstandsvorsitzender und Geistlicher Direktor, dankte Peter Betscher für sein Wirken im Dominikus-Ringeisen-Werk. „Mit vielfältigen Angeboten für unsere Mitarbeitenden und die uns anvertrauten Menschen haben Sie dafür gesorgt, dass im Alltag immer wieder Zeit blieb, durch zu atmen, Kraft zu tanken und Glauben und das Vertrauen auf Gott zu vermitteln. Dafür ein herzliches Vergelt´s Gott.“

Auch wenn Peter Betscher jetzt offiziell verabschiedet wurde, wird er dem Dominikus-Ringeisen-Werk treu bleiben – als Dozent an der Fachschule für Heilerziehungspflege in Augsburg.  Seine Nachfolge als Leiter der Stabstelle Seelsorge, Ethik und Pastoral wird zum 1. Januar Thomas Kohler antreten. Der 46-Jährige Diplomtheologe ist kein Unbekannter in Ursberg. Er hat dort eine Ausbildung als Heilerziehungspfleger absolviert und war als heilpädagogischer Förderlehrer tätig. An der Bücherwand in Betschers Büro hat er bereits Interesse bekundet. 

Petra Nelhübel

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